04 Aug
Senioren I
„Träume sind Gift für uns“
2:6 – Platz 15 – ein Abstiegsrang. Aber 31 Spiele liegen ja noch vor dem FC Neu-Anspach...
Der sollte daher den missratenen Gruppenliga-Einstieg nicht überbewerten, sondern in Ruhe analysieren. Und vielleicht gibt das Team von Frank Gerster ja heute Abend schon die Antwort.
Herr Caspari, welche Erklärung haben Sie am „Tage danach" für die Klatsche am Main gefunden?
MICHAEL CASPARI: Unser Auftritt lässt sich überhaupt nicht erklären. Offenbar haben sich alle bei uns nach der guten Vorbereitung und dem klaren Pokalsieg in Sicherheit gewogen.
Die Mannschaft habe sich willenlos in ihr Schicksal ergeben, hieß es. Und das im ersten Punktspiel der Saison...
Anspacher Kaninchen
CASPARI: Mir ist dieser lethargische Auftritt von uns ein Rätsel. Wir haben uns wie das Kaninchen vor der Schlange verhalten – viel zu viel Respekt. Da war überhaupt keine Körperspannung zu bemerken. Wir bekamen nie richtig Zugriff auf das Spiel.
Dabei hätte man doch eigentlich vom 4:0-Hessenpokalsieg gegen Dietkirchen beflügelt sein müssen?
CASPARI: Von einer breiten Brust war bei uns nichts zu spüren und nichts zu sehen.
Oder muss man den Jahr für Jahr zum engsten Favoritenkreis gezählten Bornheimern einfach neidlos zu einem überragenden Spiel gratulieren?
CASPARI: Die Bornheimer haben das gegen uns zweifellos gut gemacht. Fußball von einem anderen Stern haben sie aber nicht gespielt. Den Hauptgrund für den Spielausgang hat nicht unser Gastgeber, den haben wir ganz alleine geliefert.
Vor der Pokalpartie hatte Trainer Frank Gerster moniert, ihm sei die Mannschaft auf dem Platz noch viel zu still. Spielte das auch jetzt in Frankfurt eine Rolle?
In keinem Test so schwach
CASPARI: Nein, nein, gerade Max Lorenz und Patrick Hildebrandt haben diesbezüglich ja alles versucht. Und wir hatten ja auch in der 80. Minute eine dicke Chance zum 3:5. Wer weiß, wenn das Ding reingeht. Aber in der zweiten Halbzeit haben wir die Partie ja nicht verloren – sondern in der geradezu unterirdisch schlechten ersten Hälfte. So schwach waren wir in keinem unserer Testspiele aufgetreten.
Heute Abend kreuzt mit dem FV Bad Vilbel im Hessenpokal erneut ein Verbandsligist in Neu-Anspach auf. Um 19.30 Uhr geht’s los. Zeigt die Mannschaft da wieder ihr anderes, ihr zweites Gesicht?
CASPARI: Will ich doch schwer hoffen. Natürlich muss von den Jungs eine Reaktion kommen. Wir wollen ja in der Meisterschaft kein Déjà-vu. Letzte Runde hatten wir ja mit drei Heimniederlagen losgelegt. Das muss raus aus den Köpfen. Und dazu könnte ein heutiger Pokalsieg viel beitragen.
Muss die Formation vom Sonntag heute Abend die Suppe, die sie sich am Sonntag eingebrockt hat, auslöffeln?
CASPARI: Immerhin ist es für uns eine selten gute Gelegenheit, gerade einmal 48 Stunden nach der 2:6-Klatsche eine Antwort auf dem Platz zu geben. Ob Jegor Gette und Jannik Stöckel wieder dabei sein können, ist fraglich. Beide fielen uns ja in Bornheim aus, nachdem sie sich beim Warmmachen verletzt hatten: Jegor hat Kapselprobleme, Jannik eine Verhärtung im Oberschenkel. Wer definitiv nicht heute spielen kann, ist Max Lorenz. Der ist beruflich verhindert. Für ihn würde – wenn er denn wieder fit ist – Gette oder aber Oliver Pauls in der Innenverteidigung spielen.
Ein Weiterkommen gegen den FV Bad Vilbel, der mit einem 3:1-Sieg beim FC Alsbach in der Verbandsliga Süd gestartet ist, könnte sich durchaus zu einem lukrativen Zubrot auswachsen.
CASPARI: Das stimmt, schließlich gesellen sich zu den acht Siegern der zweiten Runde acht weitere, zum Teil sehr attraktive Teams als potenzielle Gegner dazu – angefangen mit dem SV Wehen Wiesbaden und Kickers Offenbach über Hessen Kassel und KSV Baunatal, ferner der FSV Steinbach, TSV Lehnerz, SG Oberliederbach bis hin zum TSV Korbach. Im Fall des heutigen Weiterkommens hätten wir aufgrund unserer eigenen Klassenzugehörigkeit also auch im Achtelfinale ein Heimspiel, wobei die Runde der letzten 16 am 13. August auf der Geschäftsstelle von Eintracht Frankfurt ausgelost wird.
Im Pokal darf in Neu-Anspach folglich von einem attraktiven Los geträumt werden, oder?
CASPARI: Nein, Träume sind Gift für uns. Und zum Träumen haben wir auch keinerlei Berechtigung. Wir haben ja gesehen, zu was es führen kann, wenn man tagsüber träumt. Wir sollten den Pokal in den Hinterköpfen ganz weit hinten einordnen. Stattdessen müssen wir uns nach dem 2:6-Debakel in Frankfurt kurz und heftig schütteln, um dann am Sonntag im ersten Gruppenliga-Heimspiel gegen Seckbach dreifach zu punkten.
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