17 Aug
Senioren I
Usingen schenkt Derbysieg noch her
Der FC Neu-Anspach und die Usinger TSG sorgen im Dauerregen vor einer stattlichen Kulisse für ein „Spiel der Woche“ mit hohem Unterhaltungswert.
Leo Caic, Trainer der Usinger TSG, war nach dem Schlusspfiff in Anspach so richtig sauer. „Kein Kommentar zum Spiel", war seine erste Reaktion, denn bis zur 90. Minute hatte seine Mannschaft im Derby der Fußball-Gruppenliga beim Rivalen FC Neu-Anspach mit einer 1:0-Führung wie der sichere Sieger ausgesehen. Dann hatten sich aber in wenigen Minuten die Ereignisse überschlagen.
Am Anfang dieses ereignisreichen Finales mit vielen Emotionen vor und unter den etwa 350 Zuschauern hatte Denis Crecelius gestanden. Er war mit der Ampelkarte vom Platz geflogen, da er in der letzten Minute der regulären Spielzeit völlig unnötig nach einer Schiedsrichterunterbrechung den Ball weggeschlagen hatte.
Da der UTSG-Offensivspieler zu diesem Zeitpunkt bereits mit der Gelben Karte wegen eines Foulspiels belastet gewesen war, hatte der gut leitende Schiedsrichter Kemal Beynal aus Wiesbaden keine andere Wahl, als auf Platzverweis zu entscheiden. Und das machte die seit der 68. Minute in Unterzahl wegen eines Platzverweises für Marco Weber spielenden Gastgeber noch einmal munter.
In der Anfangsphase des Gruppenliga-Derbys mit hohem Unterhaltungswert hatte der FC Neu-Anspach schnell deutlich gemacht, dass er gegen die Usinger TSG unbedingt einen Dreier einfahren wollte. Entsprechend groß waren im Dauerregen zunächst die Bemühungen der von Frank Gerster trainierten Elf, die viel Zug zum Tor zeigte und mit viel Einsatzwillen auf einen schnellen Führungstreffer drängte. Manuel Müller (5.) und Marco Weber (13./16./17.) kamen für den FCNA zu guten Tormöglichkeiten, die aber alle mehr oder weniger leichtfertig vergeben wurden.
Marinos tolle Aktion
In der Regel rächt sich das fahrlässige Auslassen von Torchancen im Fußball. Und so wäre es beinahe auch in Anspach geschehen. In die Drangperiode der Hausherren kamen nämlich die Gäste aus der Buchfinkenstadt zu einer großen Chance durch Francesco Marino. UTSG-Außenverteidiger Eric Bueno-Oliva hatte von der Grundlinie auf Marino zurückgelegt. Der Neuzugang aus Stierstadt nahm den Ball mit dem Rücken zum Tor sehr geschickt an. Mit einer kurzen Drehung im Stil eines Klassestürmers düpierte er die FCNA-Innenverteidigung und hatte so freie Bahn. Sein trockener Flachschuss war allerdings zu unplatziert und konnte von FCNA-Keeper Mario Schreiber abgewehrt werden.
„Großartige Aktion von Marino" – so und so ähnlich lauteten die anerkennenden Worte der Zuseher auf den Rängen. Crecelius hatte für die UTSG vor der Halbzeit noch eine Möglichkeit, wurde aber im letzten Moment am Einschuss durch Innenverteidiger Maximilian Lorenz gestoppt (40.).
Raffaele Parisi, Meistertrainer der TSG Wehrheim, fasste das Geschehen auf dem Kunstrasenplatz in der Halbzeitpause zusammen: „Die Anspacher hatten den weitaus besseren Start, auch gute Tormöglichkeiten, aber die richtig gute Torchance hatte der Usinger Marino."
Gerster: „Haben zu zehnt nie aufgegeben"
Frank Gerster (Trainer FC Neu-Anspach): In der ersten Halbzeit waren wir die bessere Mannschaft, haben es aber versäumt, ein Tor zu machen. Wir sind mit unseren Möglichkeiten einfach zu leichtsinnig umgegangen. Dadurch haben wir die Usinger TSG stark gemacht. Bei dem Gegentor waren wir für einen kurzen Moment unaufmerksam. Für das Foul von Marco Weber an Sören Hofmann wäre auch eine Gelbe Karte ausreichend gewesen. Trotzdem Kompliment an meine Mannschaft, die sich mit zehn Spielern nie aufgegeben und an sich geglaubt hat. Letztendlich ein verdientes Unentschieden, das auch dem Spielverlauf entspricht.
Olaf Best (Spielausschussboss Usinger TSG): Ein völlig unverdienter Punktgewinn für den FC Neu-Anspach. Für Marco Weber tut es mir wirklich leid. Beim Foul von Oliver Pauls an Torben Selzer wäre ein Platzverweis eher berechtigt gewesen.
Maximilian Lorenz (Spielführer Neu-Anspach): Nach dem Platzverweis haben wir als Team wieder gut ins Spiel zurückgefunden und sind als Mannschaft auch ganz hervorragend aufgetreten. In Unterzahl hat jeder von uns alles gegeben. Wir können heute zufrieden sein. Gemessen an den Spielanteilen beider Halbzeiten haben wir uns am Ende auch belohnt.
Jan Eric Dreikausen (Usingen): In der ersten Halbzeit war unsere Leistung eine Katastrophe. In der zwei-ten Halbzeit haben wir das Spiel in den Griff bekommen. Der Platzverweis von Crecelius war Dummheit und völlig unnötig. Dadurch haben wir uns in den Schlussminuten geschwächt. Wir hätten das Spiel cleverer runterspielen müssen. Letztendlich geht das Unentschieden in Ordnung.
Nach dem Wiederanpfiff wurden die Gäste lebhafter. Sören Hofmann kam nach einer sehr schönen Spielverlagerung im Neu-Anspacher Strafraum ungehindert in Ballbesitz. Sein Flachschuss zischte dann links am Kasten von Schreiber vorbei (54.). Nachdem die Gerster-Elf aufgeatmet hatte, raufte sich bald mancher Spieler die Haare. Tim Pelka hatte aus dem Gewühl den Führungstreffer für Usingen erzählt. Hier wirkte die Abwehr der Gastgeber unsortiert.
Sehr harte Entscheidung
Die nächste Aufregung folgte sofort: Weber wurde nach einem Foulspiel an Hofmann des Feldes verwiesen (68.). Eine sehr harte Entscheidung des Unparteiischen, der das Vergehen des FCNA-Stürmers als Unsportlichkeit wertete. In Unterzahl hatten die Hausherren dann eigentlich nichts mehr zu bestellen und alles deutete auf einen Auswärtssieg der Usinger hin – den ersten in Anspach seit dem Vernehmen nach mehr als 40 Jahren. Die Caic-Elf hielt den Ball in den eigenen Reihen, und die Gastgeber konnten in der Schlussphase keinen Druck mehr aufbauen. Doch dann drosch Crecelius den Ball weg.
Hoffnung keimte unter den Anspacher Zuschauern auf den Rängen und ihrer Mannschaft auf dem Feld auf. Ein Freistoß aus dem Mittelfeld segelte dann hoch in den Strafraum. Kein Usinger Abwehrspieler konnte die Kugel aus der Gefahrenzone köpfen. Niemand kam so richtig an den Ball. Und plötzlich lag der Ball im Netz. War es ein Eigentor von Bueno Oliva oder erzielte doch Patrick Hildebrandt den Ausgleichstreffer? So richtig aufklären konnte es nach dem Schlusspfiff niemand. Das störte die Gastgeber in ihrem ausgelassenen Jubel aber nicht weiter.
FC Neu-Anspach: Schreiber – Fomin, Lorenz, Enrico Weber, Stöckel – Müller, René Gilles – Gara Ali (46. Hildebrandt), Pauls (75. Maurer), Patrick Gilles (65. Becker) – Marco Weber.
Usinger TSG: Dreikausen – Bueno Oliva, Strenkert, Wanzke, Krüger – Selzer, Hofmann – Wielpütz (11. Marino/88. Bretschneider), Crecelius, Sachs – Pelka. –
Tore: 0:1 Pelka (62.), 1:1 Bueno Oliva (Eigentor/90.+3). – Zuschauer: 350. –
SR: Kemal Beynal (Wiesbaden). – Gelb: Fomin, Müller, Gara Ali, Pauls, Lorenz, Hildebrandt (alle FC Neu-Anspach); Bueno Oliva, Crecelius, Sachs, Wanzke (alle Usinger TSG). – Gelb-Rot : Crecelius (90.). – Rot: Marco Weber (68.). –
Beste Spieler: Lorenz, Stöckel, Enrico Weber, Torben Selzer, Strenkert, Wanzke.
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